DOJO-ETIKETTE

Aufgrund der hierarchischen Struktur des Goju-Ryu-Karate ist die Sportart mit strikten Unter- und Überordnungsverhältnissen organisiert. Diese beruhen teilweise auf der japanischen gesellschaftlichen Praxis der kategorisierten Beziehungen (SEMPAI-KOHAI), die bis heute vorherrscht und auch durch die kämpferische Natur des Karate beeinflusst ist. Dieses hierarchische System im Karate wird durch Gürtelränge definiert, die durch Prüfungen erreicht werden. Karate erfordert strikt die Einhaltung der Regeln der Dojo-Etikette.

Personen mit höheren Gürtelrängen werden bis zum 2. Dan als SEMPAI angesprochen. Der Begriff Sempai bezeichnet jemanden, der älter, erfahrener oder eine leitende Position einnimmt. Personen, die den 3. Dan und höher innehaben, werden als SENSEI bezeichnet, was Lehrer bedeutet. KOHAI beschreibt Untergebene, während DOHAI Gleichrangige kennzeichnet. KOHAI folgt immer respektvoll den Anweisungen von SEMPAI oder SENSEI.

Beim Betreten und Verlassen des DOJO ist es üblich, sich in Richtung des Trainingsbereichs zu verbeugen. Wenn ein höhergradiger Schwarzgurt (Dan) anwesend ist, wird dieser ebenfalls individuell begrüßt. Zu Beginn und am Ende der Trainingseinheiten meditieren die Teilnehmenden im Kniesitz (SEIZA-MOKUSO) und verbeugen sich dann in Richtung des SHINDEN oder SHOMEN, einem kleinen Schrein, der typischerweise eine Flagge, ein Foto von Meister Miyagi und andere karatebezogene Artefakte im Dojo enthält. Danach erfolgt eine Verbeugung in Richtung des SEMPAI oder SENSEI, der das Training leitet.

Die gemeinsamen Begrüßungen zu Beginn und am Ende des Trainings folgen dieser Reihenfolge:

  1. Nachdem die Karateka sich entsprechend ihrer Ränge im DOJO aufgestellt haben, folgen sie den Anweisungen des ranghöchsten Mitglieds vorne.
  2. Auf das Kommando SEIZA hin nehmen sie, beginnend mit dem ranghöchsten Mitglied, eine sitzende Position ein.
  3. Auf das Kommando MOKUSO schließen sie die Augen und meditieren.
  4. Auf das Kommando MOKUSO YAME beenden sie die Meditation und öffnen die Augen.
  5. Auf das Kommando SHOMENNI REI verbeugen sie sich schweigend in Richtung des Schreins.
  6. Auf das Kommando SEMPAINI REI oder SENSEINI REI verbeugen sie sich respektvoll in Richtung des leitenden Instruktors.
  7. Auf das Kommando OTAGAINI REI wenden sie sich zueinander und tauschen Grüße aus.

GRUNDREGELN

KLEIDUNG UND HYGIENE

Teilnehmer müssen während des Trainings immer im sauberen GI (Karateanzug) und gepflegt erscheinen.
Das Erscheinen in einem schmutzigen GI ist respektlos gegenüber dem Meister, dem Dojo und anderen Teilnehmenden.
Frauen und Mädchen dürfen unter dem Karate-GI ein einfaches weißes T-Shirt oder einen Sport-BH tragen, während Männer keine Kleidung darunter tragen sollten.
Schmuck oder Uhren sollten während des Trainings nicht getragen werden, um Verletzungen zu vermeiden.
Langes Haar muss mit einem Haargummi oder einem Stirnband zurückgebunden sein.

VERHALTEN IM DOJO

Das Training im Dojo erfolgt barfuß, daher sollten Schuhe und Hausschuhe ordentlich am Eingang abgestellt werden.
Essen, Trinken und Rauchen sind im Dojo strengstens verboten.
Vor Trainingsbeginn ist es akzeptabel, leise zu sprechen, sich aufzuwärmen und gelernte Techniken zu üben. Lautstarkes Verhalten oder das Stören anderer ist unangemessen.
Sparring darf nur unter Aufsicht eines Trainers praktiziert werden.
Wenn jemand verletzt oder krank ist, muss er den Trainer vor Trainingsbeginn informieren.

WEITERE VERHALTENSREGELN

Es ist üblich, beim Überreichen oder Empfangen von etwas für bzw. von einem Vorgesetzten beide Hände zu verwenden.
Es ist äußerst wichtig, pünktlich zu den Trainingseinheiten zu erscheinen. Wenn jemand zu spät kommt, dann wird erwartet, dass sie bzw. er nach dem Grüßen das Dojo betritt und sich in SEIZA neben die Tür setzt. Wenn der Meister ruft oder ein Signal gibt, sollte man aufstehen, sich in seine Richtung verbeugen und sich schnell und leise der Reihe anschließen.